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Podiumsgespräch: Woher – Wohin?

Im Rahmen der Jubiläumsreihe »20 Jahre – 20 Tage – 20 Freunde: 20 Jahre Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück« gestaltete die Felix-Nussbaum-Gesellschaft als Freundin des Hauses den Programmpunkt »Woher – Wohin«. Ein Podiumsgespräch zur Idee und Relevanz des »Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück« aus kulturpolitischer Perspektive mit Hans-Jürgen Fip (Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück a. D., 1991 bis 2006), Ralph Keuning (Direktor Museum de Fundatie, Zwolle, NL), Nils-Arne Kässens (Direktor Museumsquartier Osnabrück/Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück) und Anne Sibylle Schwetter (Kuratorin Museumsquartier Osnabrück/Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück). Die gut besuchte Veranstaltung fand am Sonntag, 22. Juli 2018, im frisch renovierten Akzisehaus statt.

Die Moderation übernahm Dr. Rosa von der Schulenburg, Leiterin der Kunstsammlung der Akademie der Künste, Berlin. Auf den ersten Blick fragt man sich nach ihrer Verbindung zur Veranstaltung, denn Frau Rosa von der Schulenburg ist weder Moderatorin noch Osnabrückerin. Doch ein vertiefender zweiter Blick gibt Aufschluss: Dr. von der Schulenburg war Kuratorin der Ausstellung »Zeit im Blick« (2004) und ist sowohl dem Museum als auch dem Werk Nussbaums eng verbunden.

Charmant und zielstrebig entlockte sie ihren Gesprächspartnern deren Sichtweisen zu Vergangenheit und Zukunftsvisionen rund um das Museum. Über die Frage nach der zukünftigen Ausrichtung des »Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück« haben sich die vier Gesprächsteilnehmer schon konkrete Gedanken gemacht.

Nils-Arne Kässens sieht vielversprechendes Potenzial in der spannungsgeladenen Topografie der musealen Gebäude. Er möchte das Museumsquartier insgesamt stärker andocken an das Profil der Friedensstadt. Die Stadtverwaltung arbeitet zurzeit an einer Kulturstrategie, darunter der Aspekt, die Friedensstadt weiter in den Fokus zu rücken. In diesem Zusammenhang ist das Museumsquartier gelistet als Top 1 eines 10 Punkte Plans. In seiner Vorplanung bis 2021 sieht Nils-Arne Kässens eine Neupräsentation des Künstlers mit 50 Werken vor. Diese möchte er in einen Dialog bringen mit zeitgenössischen Themen und Künstlern. Der Bogen zukünftiger Ausstellungen soll gespannt werden von der klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst.

Anne Sibylle Schwetter äußert einen konkreten Wunsch. Sie kann es sich gut vorstellen, Nussbaum im Kontext des belgischen Surrealismus zu zeigen. Diese Betrachtungsweise liefert Potenzial, Nussbaums künstlerischen Wert weiter zu erkennen und den Menschen nahezubringen. Wenn man in einer diesbezüglichen Ausstellung Nussbaums poetische Kraft herausarbeitet, dann werden viele Besucher auch verstärkt nachvollziehen können, welch großes humanitäres Potenzial in seinen Arbeiten steckt.

Auch Hans-Jürgen Fip findet klare Worte für die Zukunft: »In der Logik konsequent sein. Im Kern dabei bleiben, was Libeskind geschaffen hat.« Eine Ausrichtung, die sich unter anderem am Friedenscharakter der Stadt Osnabrück orientiert und neue Dimensionen eröffnet, hält er für denkbar. Eine Ablenkung vom Holocaust für unvertretbar.

Ralph Keunings Einschätzung ist sehr bildhaft. Er sieht das »Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück« als großen Leuchtturm mit internationaler Strahlkraft. Eine Aufgabe dabei könnte die Reflexion über die europäische Identität sein. Doch vor allem soll dieser Leuchtturm auch in Zukunft Frieden und Sicherheit ausstrahlen.

Vier Persönlichkeiten im Podiumsgespräch, viele Facetten rund um Felix Nussbaum, das Haus und seine zukünftige Ausrichtung. Dr. Rosa von der Schulenburg findet die richtigen Schlussworte, welche auf die Zustimmung aller vier Gesprächsteilnehmer stoßen: Der Künstler und die Historie müssen lebendig gehalten werden, ihr Licht soll dauerhaft leuchten.